Mit einem metallischen Knallen fiel die Langhantel in die Halterung zurück. Esra Mavigök hatte gerade ihren letzten Satz Bankdrücken beendet. Schnaufend richtete sie sich auf, blieb einen Moment sitzen, um ihrem Blut Zeit zu geben, sich wieder hoch in Richtung Kopf zu bewegen. Mit dem Ärmel des labbrigen Pullovers, den sie am liebsten zum Sport trug, wischte sie sich den Schweiß vom Gesicht und ging dann ein paar Schritte weiter zum Boxsack. Denn jetzt war Zeit fürs Cardio-Training, das wie immer der Abschluss ihrer Trainings-Session werden sollte. Die Bandagen hatten sie schon um die Hände gewickelt, sie streifte nur noch schnell die schon bereitliegenden Boxhandschuhe um. Dann konnte es losgehen.
Sie hob die Fäuste zum Kinn und nahm die charakteristische Fußstellung ein, linker und rechter Fuß leicht versetzt, für einen stabileren Stand, Oberkörper eingedreht, federnde Knie. Die Bewegung war wie in ihre Muskeln eingebrannt. All ihren Fokus lenkte sie nun auf den Sandsack vor sich, ihre Umgebung, die Sporthalle, in der noch vereinzelt ein paar andere Offiziere Gewichte bewegten oder auf Laufbändern ihre Ausdauer trainierten, trat in den Hintergrund. Es war recht spät, daher war das Gym eher spärlich besucht. Sie passte für ihr Training gerne diese Zeiten ab, denn für Geräte anstehen gehörte nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Der Trainingsflow sollte schließlich nicht unterbrochen werden. Der erste Treffer war ein Jab mit der Führhand. Nicht zu kräftig, das Ziel heute war Schnelligkeit und saubere Technik.
Es folgten ein paar flinke Schlagkombinationen. Esra versuchte dabei, die Drehung aus ihrer Hüfte möglichst gut auszunutzen. Besonders an ihrem linken Haken sah sie noch Verbesserungsbedarf, sie feilte seit Monaten daran, aber so richtig zufrieden war sie immer noch nicht. Naja, Übung macht den Meister, dachte sie grimmig, bevor sie dem Sandsack einen weiteren Haken verpasste, der die Kette, an dem dieser aufgehängt war, zum Klirren brachte.
(303 W)